Entrauschen vor oder nach dem Schärfen?

Meine Fotos bearbeite ich mit Lightroom 6. Wenn punktgenaues Schärfen erforderlich ist, verwende ich aus der Nik Collection den PreSharpener Pro 3, und wenn mich das Bildrauschen zu sehr stört, dann nutze ich Dfine2 aus der gleichen Softwaresammlung. Mittlerweile verteilt Google die Nik Collection kostenfrei...

Ein kleiner Nachteil dieser Art der Bearbeitung ist es, dass die Daten ein wenig aufgebläht werden – für jeden ganzen Bearbeitungsschritt erstelle ich eine neue TIFF-Datei. Dafür überzeugen mich aber die Ergebnisse durchaus sehr.

Ein wenig unsicher bin ich bezüglich der Reihenfolge, mit der im Falle des Falles Entrauschen und Schärfen vorzunehmen sind. Was ich bisher im Internet und auch in dem Video von M. Jarsetz dazu finden konnte, lässt darauf schließen, dass man sich erst dem Entrauschen zuwenden soll und dann erst der Schärfung.

Selber habe ich jedoch mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass für mich eine andere Reihenfolge – also erst schärfen und dann ggf. entrauschen – zu besseren Ergebnissen führt.

Gerade Dfine2 ermöglicht es, feinfühlig und wirkungsvoll zu entrauschen und durch das unkomplizierte Setzen von Kontrollpunkten einzelne Bereiche ganz oder teilweise von den negativen Einflüssen dieses Prozesses auszunehmen.

Gehe ich anders herum vor, dann ist manchmal kaum noch eine Struktur zum Schärfen vorhanden. Nun gut, auch da kann ich natürlich gleich durch den Einsatz von Kontrollpunkten durchaus Strukturen beim Entrauschen erhalten – aber einen wirklichen Vorteil kann ich bei dem Einhalten dieser Reihenfolge bisher noch nicht erkennen.

Wie seht Ihr das? Wendet Ihr erst das Entrauschen an oder beginnt Ihr – so wie mittlerweile ich es tue – mit dem Schärfen, bevor es ggf. zum Entrauschen geht? Auf Eure Erfahrungen bin ich sehr gespannt.

Viele Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

die Methode des Schärfens geschieht durch Kontrastanhebung an den Kanten. Da die feinen "Rauschkörnchen" nicht anderes als kleine Bildelemente in Pixel-Größe sind, werden die beim Schärfen ebenso höhere Kontraste an den Kanten bekommen und dadurch das Gesamtbild nachteilig auswirkt.

Da ist deine Reihenfolge, zuerst schärfen und dann entrauschen, meiner Meinung auch richtig. Mit dem Entrauschen sollte man aber auch moderat angehen. Sonst geht auch der Schärfeeindruck verloren.

Im Grunde entrausche ich sehr selten. Die neue E-M1 Mark II ist schon so gut, dass das Rauschen selbst in höheren ISOs kaum auffällt.

Im Grunde ist es entscheidend, wie der eigene Eindruck ist. Man muss nicht unbedingt alles so vornehmen, was im Internet geschrieben wurde. Die meisten, die die Bearbeitungsschritte durchführen, haben Bilder aus den Kameras, die weit weniger rauschen und dadurch sind die Beareitungsschritte auch oft anders.

Was an meine Bearbeitungen angeht: Ich mache das meist mit Lightroom, auch das Entrauschen. Im Lightroom ist auch ein Regler "Maskierung". Mit diesem kannst du soweit maskieren, dass nur die Kanten geschärft werden und die homogenen Flächen nicht geschärft werden. Gerade in den homogenen Flächen fällt das Rauschen stärker auf als in detailreichen Bereichen.
Wie die Maskierung aussieht, kann man sehen, wenn man mit der Maus am Regler ist und gleichzeitig die Alt-Taste drückt.

Gruß Pit

Hi Wolfgang,

Schärfung stets ganz am Schluss, wenn die Ausgabegröße vorliegt. Entrauschen am Anfang!

Viele Grüße
Volker

Hallo Pit,

vielen Dank für Deine Erläuterungen, wie Du so vorgehst.

Sicher hast Du Recht, dass andere Fotografen ggf. mit noch rauschärmeren Sensoren ihre Aufnahmen machen und daher eine andere Reihenfolge der Bearbeitung einhalten. Bei meinem m/FT-Kameras schärfe ich die Fotos erst und entrausche danach ggf. bei Bedarf, der auch eher nur gelegentlich gegeben ist.

Das Schöne an der (mittlerweile kostenfrei erhältlichen) Nik Collection ist die Verwendung der Kontrollpunkte, die über die z.B. von Lightroom gebotenen Möglichkeiten der Einflussnahme bei Schärfung und Entrauschung hinaus gehen. Die Kontrollpunkte müssen nicht unbedingt millimetergenau gesetzt werden, sondern die Software erkennt die dazu gehörigen Strukturen und passt sich entsprechend an. Neben der Stärke von z.B. der Schärfung und der Vorgabe, ob mehr die Fläche oder Kanten zu schärfen sind, kann man so noch punktgenau Schärfungsvorgaben geben und auch auf Wunsch noch eine Restschärfung auf das restliche Bild vornehmen.

Bei dem nur manchmal notwendigen Entrauschen kann ich ebenfalls Kontrollpunkte (höhere / niedrigere Entrauschung) setzen, manuell die Stärke und Ansatz der grundsätzlichen Entrauschung vorgeben oder das Programm ganz automatisch arbeiten lassen (dort ggf. unter Anweisung, Kanten zu erhalten). Bei Vogelbildern gehe ich mittlerweile so vor, dass ich einen "Minus-Kontrollpunkt" auf das Gefieder setze und nur z.B. 10 % der Luminanz- und Farbentrauschung zulasse. Wenn ich nun manuell die Vorgabe für das Entrauschen vorgebe, dann wird diese auf das Gefieder nicht oder nur ganz wenig eingesetzt und die Details der Federstruktur bleiben erhalten. Evtl. vorhandenes Rauschen fällt dort dann auch kaum auf. Generell entrausche ich natürlich vorsichtig - ein Foto ohne jegliches Bildrauschen wirkt meist unnatürlich...

Das ist schon sehr komfortabel und auch einfach in der Bedienung, so dass ich mittlerweile für Schärfung und Entrauschung nicht mehr Lightroom nutze und auch zusätzliche TIFF-Dateien dafür in Kauf nehme (kann ich ja auch noch löschen). Nur bei der Ausgabe (Exportieren) des Fotos in JPEG-Dateien verwende ich die einfache Grundschärfung von Lightroom (Stufe: Niedrig). Da sehe ich derzeit bei dem entsprechenden Nik-Modul keine wesentlichen Vorteile.

Es bleibt mittelfristig für mich nur die Frage, ob irgendwann einmal andere Software oder auch Lightroom selber mehr und für mich bessere Möglichkeiten für diese Bearbeitungsschritte bieten werden, denn die Nik Collection wird ja nicht mehr weiterentwickelt...

Herzliche Grüße aus Köln
Wolfgang

Hallo Volker,

vielen Dank für Deinen Hinweis, der ja mehr oder weniger identisch ist mit den allgemein erhältlichen Tipps.

Hm, ich schärfe an sich immer etwas vor und dann noch einmal bei der Ausgabe des Bildes in JPEG-Datei generell - je nach Medium - leicht nach...

Also schärfe ich quasi 2 x... Du nicht?

Viele Grüße
Wolfgang

Nö, ich nicht!

Viele Grüße
Volker